
- Familie: Lippenblütler (Lamiaceae)
- Herkunft: Die Gundelrebe ist in Europa, Asien und Nordafrika verbreitet und kommt häufig in gemäßigten Klimazonen vor.
- Wuchsform: Die Gundelrebe ist eine ausdauernde, krautige Pflanze, die als Bodendecker wächst. Sie bildet kriechende, verzweigte Stängel, die bis zu 30 cm lang werden können.
- Blätter: Die Blätter sind rundlich bis herzförmig, gezahnt und haben eine dunkelgrüne Farbe. Sie sind gegenständig angeordnet und können bis zu 5 cm lang werden.
- Blüten: Die kleinen, röhrenförmigen Blüten erscheinen von April bis Juni. Sie sind meist violett bis bläulich und wachsen in den Achseln der Blätter. Die Blüten sind sehr attraktiv für Bienen und andere Bestäuber.
- Standort: Die Gundelrebe bevorzugt halbschattige bis schattige Standorte und wächst gut in feuchten, nährstoffreichen Böden. Sie ist jedoch auch anpassungsfähig und kann in verschiedenen Bodenarten gedeihen.
- Verwendung: Die Gundelrebe wird oft als Zierpflanze in Gärten verwendet, da sie schnell einen dichten Teppich bildet. Zudem hat sie in der traditionellen naturheilkundlichen Medizin Anwendung gefunden und kann in der Küche als Gewürz oder Tee verwendet werden.

Der Wortstamm von "Gundelrebe" leitet sich aus dem Althochdeutschen ab und setzt sich aus zwei Bestandteilen zusammen:
Gund:
Der Begriff „Gund“ stammt aus dem Althochdeutschen und bedeutet „Eiter“ oder „giftige Flüssigkeit“. In der Kräuterheilkunde wurde „Gund“ oft als Synonym für krankmachende oder entzündliche Substanzen im Körper verwendet. Die Gundelrebe wurde früher als Heilpflanze genutzt, um solche Beschwerden - insbesondere Entzündungen oder eiternde Wunden - zu behandeln.
Rebe:
Der Begriff „Rebe“ bezieht sich auf die kriechende oder rankende Wuchsform der Pflanze. Die Gundelrebe ist eine ausläuferbildende Pflanze, die sich ähnlich wie Weinreben am Boden ausbreitet.
Bedeutung des Namens:
Der Name „Gundelrebe“ könnte also sinngemäß als „eine kriechende Pflanze, die gegen Eiter und Entzündungen hilft“ interpretiert werden. Dies spiegelt ihre traditionelle Verwendung in der Volksmedizin wider, wo sie für ihre entzündungshemmenden und heilenden Eigenschaften bekannt war.

Inhaltsstoffe
Die Gundelrebe enthält eine Vielzahl wirksamer Inhaltsstoffe:
Gerbstoffe: Wirken zusammenziehend und entzündungshemmend.
Bitterstoffe: Fördern die Verdauung und regen den Stoffwechsel an.
Ätherische Öle: Antibakterielle und schleimlösende Wirkung.
Saponine: Unterstützen die Schleimlösung und die Wundheilung.
Vitamin C: Stärkt das Immunsystem.
Anwendungsgebiete
Die Gundelrebe wird traditionell in der Heilkunde und Küche eingesetzt:
Erkrankungen der Atemwege: Als Tee oder Inhalation bei Husten, Schnupfen und Schleimhautreizungen.
Verdauungsförderung: Fördert Gallenfluss und Magenfunktion, lindert Blähungen.
Wundheilung: Umschläge oder Salben bei schlecht heilenden Wunden, Ausschlägen oder Ekzemen.
Entgiftung: Hilft bei der Ausleitung von Giftstoffen und zur Leberstärkung.
Küchenpflanze: Verleiht Salaten, Suppen oder Kräuterbutter ein würziges Aroma.
Mythologische Geschichten
In der Volksmedizin galt die Gundelrebe als magisches Kraut, das Böses abwehren und Heilung fördern konnte. Sie wurde oft in Kränzen geflochten und über Türen gehängt, um Krankheiten fernzuhalten.
Im Mittelalter wurde sie als „Allheilmittel“ betrachtet. Man glaubte, dass sie nicht nur den Körper reinigt, sondern auch den Geist klärt.
Laut Überlieferung wurde sie oft zur Herstellung von „Grünkrafttränken“ verwendet, einer Mischung, die Körper und Seele stärken sollte.
Heilige Hildegard von Bingen empfahl die Pflanze für innere Reinheit und Linderung von Beschwerden durch „üble Säfte“.
Was renomierte Kräuterkundige schrieben.
Hildegard von Bingen (1098–1179):
Die Heilige Hildegard von Bingen empfahl die Gundelrebe als reinigendes Kraut, das gegen „schlechte Säfte“ im Körper helfen soll. Sie schätzte ihre Fähigkeit, sowohl körperliche Beschwerden zu lindern als auch das innere Gleichgewicht zu fördern.
Leonhart Fuchs (1501–1566):
In seinem berühmten Werk "New Kreütterbuch" beschrieb der Kräuterexperte Gundermann als Heilkraut zur Behandlung von Wunden, Entzündungen und Atemwegserkrankungen. Er lobte besonders ihre entzündungshemmenden und zusammenziehenden Eigenschaften.
Sebastian Kneipp (1821–1897):
Sebastian Kneipp empfahl die Gundelrebe vor allem zur Unterstützung bei Verdauungsproblemen und zur Entgiftung. In seinen Anwendungen wurde sie oft in Teemischungen zur Reinigung und Stärkung des Organismus eingesetzt.
Maria Treben (1907–1991):
Die bekannte österreichische Kräuterfrau Maria Treben nannte die Gundelrebe ein „kraftvolles Heilkraut“, das insbesondere bei Entzündungen der Schleimhäute und schlecht heilenden Wunden eingesetzt werden sollte. Sie empfahl Tee oder Umschläge zur äußeren und inneren Anwendung.
Wolf-Dieter Storl (geb. 1942):
Der Ethnobotaniker Wolf-Dieter Storl beschreibt in seinen Werken die Gundelrebe als ein Kraut, das sowohl in der Heilkunde als auch in Ritualen der Volksmagie genutzt wurde. Er betont ihre entgiftende Wirkung und ihre traditionelle Verwendung, um Schwermetalle und Schadstoffe aus dem Körper auszuleiten.
Die Gundelrebe ist also seit Jahrhunderten ein geschätztes Heilkraut und wird von Kräuterkundigen für ihre vielseitigen Eigenschaften gelobt. Sie steht für Reinigung, Schutz und Heilung – innerlich wie äußerlich. 🌿