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    Johanniskraut (Hypericum perforatum) & Rezept zur Herstellung eines Rotöls


    Johanniskraut (Hypericum perforatum) ist eine strahlend gelbe Heilpflanze, die seit Jahrtausenden für ihre stimmungsaufhellenden und wundheilenden Wirkungen geschätzt wird . Besonders bekannt als pflanzliches Antidepressivum, kann es bei leichten bis mittleren Verstimmungen helfen – und bringt mit seinem leuchtenden Rotöl nicht nur Farbe, sondern auch nachhaltige Wohltat für Körper und Seele.



    Familie

    Johanniskrautgewächse (Hypericaceae)


    Herkunft

    Ursprünglich Europa bis China; heute weltweit verbreitet als Neophyt – etwa in Nordamerika, Australien, Asien und Afrika.


    Wuchsform

    Mehrjährige, aufrechte Staude (bis 70 cm), wächst bevorzugt in Gruppen an Wegrändern, Waldrändern, Böschungen und Magerwiesen.


    Blätter

    Gegenständig, länglich-elliptisch mit charakteristischen, winzigen punktförmigen Öldrüsen, die Licht durchscheinen lassen (perforatum).


    Blüten

    Leuchtend gelb mit 5 Kronblättern und dunkelroten Papillen; Knospen aus dem Rotöl sichtbar, beim Zerreiben färbt es blutrot.


    Standort


    Lieblingsplätze: sonnig bis halbschattig, trockene bis mäßig feuchte, nährstoffarme Böden.





    Wortstamm/Ableitung


    Lateinisch hypericum – abgeleitet von griechisch hyper („über“) und eikon („Bild“), da man es traditionell über Bildern heiliger Figuren aufhing, um böse Geister fernzuhalten (sedariston.de). Der Artname perforatum („durchlöchert“) bezieht sich auf die leuchtenden Öldrüsen in den Blättern, durch die Licht fällt.


    Bedeutung des Namens


    St. John’s wort: da es zu Johanni (24. Juni) blüht, dem Tag des Johannes des Täufers.– Volksnamen: „Herrgottsblut“, „Herz‑Jesu‑Kraut“, „Teufelsflucht“, „Elfenblut“ – Begriffe, die auf das rote Öl und die mythische Schutzkraft verweisen.


    Inhaltsstoffe


    • Hypericin und Pseudohypericin (rote Farbstoffe) (bis 1,7 %).

    • Hyperforin, Flavonoide, Gerbstoffe, ätherische Öle.

    • Die Kombination verleiht antidepressive, antimikrobielle, entzündungs- und wundheilende Wirkung .


    Anwendungsgebiete

    Gesundheit


    • Stimmungsaufhellung und Behandlung leichter bis mittelschwerer Depression.

    • Beruhigend, nervenstärkend – als „Arnika der Nerven“ bei Hildegard von Bingen gegen Wunden und seelische Verstimmungen.

    • Äußerlich: Wundheilung, Brand- und Sonnenbrandpflege, Prellungen, Rheuma, Ischias.

    • Magen-Darm-Beschwerden: krampflösend, entzündungshemmend.


    Ernährung


    • Häufig genutzt als Teegetränk: 2 TL Kraut mit heißem Wasser aufgegossen – stärkt Magen, hebt die Stimmung .

    • Johanniskrautöl (in Olivenöl angesetzt): innerlich gegen Schmerzen/Depression, äußerlich für Hautregeneration.


    Mythologische Geschichte


    • Verehrt als „Sonnenkönigin“ bei den Germanen, Symbol für Licht und Lebensfreude, Teil von Mittsommer-Ritualen.


    • Name „Teufelsflucht“, da das Kraut Dämonen, Hexen und Unwetter abwenden sollte; Blätter haben angeblich Nadellöcher vom Teufel.


    • Liebesorakel: Rote Tropfen bedeuten Liebesglück, graue/dunkle bedeuten Unglück.


    • Christliche Umdeutung: Verbindung mit Johannes dem Täufer dank Blütezeit am 24. Juni.


    Aussagen von Kräuterkundigen


    • Hildegard von Bingen: Nannte es „Arnika der Nerven“, nutzte es bei Nerven‑ und Wundheilung .

    • Paracelsus: Hielt es für „Universalmittel“ – besonders bei Wunden.

    • Pfarrer Sebastian Kneipp: Empfohl äußere Verwendung als Öl, Aufgüsse. Er schätzte die schmerz- und entzündungshemmende Wirkung.

    • Maria Treben: Beschrieb Johanniskraut für Tees und Tinkturen – zur seelischen und körperlichen Stärkung; Aufnahme in ihr Standardwerk.



    Johanniskraut ist mehr als ein Kraut – es ist ein Lichtbringer für Körper, Geist und Seele, das seit Jahrtausenden mit Sonne, Schutz und Freude in Verbindung steht.


    Bei der Einnahme von Johanniskraut solltest du Folgendes beachten:


    • Photosensibilisierung: Johanniskraut, insbesondere bei höheren Extrakt‑ oder Öl‑Dosen, kann die Haut empfindlicher gegenüber UV-Strahlung machen – direktes Sonnenbaden, Solarium oder helle Hauttypen erfordern vorsichtigen Umgang und konsequenten Sonnenschutz.


    • Wechselwirkungen: Das Kraut ist ein starker Induktor von Leber-Enzymen – es kann die Wirksamkeit vieler Medikamente wie Antibabypille, Blutverdünner, Immunsuppressiva, HIV- und Krebsmedikamente sowie Betablocker und Antidepressiva drastisch senken – ein erhöhtes Risiko für ungewollte Schwangerschaften oder therapieversagende Wechselwirkungen .


    • Serotoninsyndrom: Kombiniert mit anderen serotonergen Mitteln (SSRI, Triptane, MAO-Hemmer) kann Johanniskraut ein lebensgefährliches Serotoninsyndrom auslösen.


    • Nebenwirkungen: Übelkeit, Magen-Darm-Beschwerden, Müdigkeit, Unruhe, selten allergische Hautreaktionen – meist moderat, mit Symptombesserung nach Pausieren.



    Fazit: Konsultiere vor Beginn der Einnahme unbedingt Ärzt:innen oder Apotheker:innen – insbesondere wenn du andere Medikamente nimmst oder Medikamente wie Pille, Blutverdünner, HIV- oder Krebspräparate im Einsatz sind.



    Rezeptvorschlag: Hausgemachtes Johanniskrautöl


    Zutaten:

    • 50 g frisch geerntete Blüten (um Johanni, Ende Juni)

    • 250 ml kaltgepresstes Olivenöl


    Zubereitung:

    1. Die Blüten und in ein großes Schraubglas geben.

    2. Mit Olivenöl übergießen, verschließen.

    3. 6–8 Wochen an einem sonnigen Fensterplatz ziehen lassen, täglich schütteln.

    4. Durch ein feines Sieb oder Tuch filtern. Den Pflanzensaft nicht ausdrücken sonst kommt zuviel Wasser in das Öl und das kann zu Schimmelbildung führen.

    5. Dunkel in brauner Flasche aufbewahren (haltbar bis 2 Jahre).


    Anwendung:

    • Äußerlich: Sanft einmassieren bei Prellungen, Wunden, Sonnenbrand oder Rheumabereich.

    • Innerlich: ½ TL täglich in Tee oder warmem Wasser – zur Unterstützung bei nervlichen Erschöpfungen und sanfter Stimmungspflege.


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